Von Lucas Kutman, Lesezeit: 6 Minuten
Wir, Emanuel, Leon , Umar und Lucas sind in den Südosten Finnlands gereist, um hier unser Kurzprojekt an der LAB University of Applied Sciences in Lappeenranta zu absolvieren. Wir studieren zusammen International Information Systems im fünften Semester.
Mit diesem Blog möchte ich Euch unser Projekt, die Stadt Lappeenranta mit ihrer schönen Umgebung sowie unsere persönlichen Erfahrungen in dieser Zeit etwas näher bringen.
Vorbereitung
Bevor wir nach Finnland gereist sind, sahen unsere Erwartungen an die fünf Wochen wie folgt aus:
- Projektarbeit
- Angeln gehen
- Saunieren
- Feiern
- Anschließend Privatinsolvenz anmelden
„Der Barkeeper hat mir grad 27,60€ für vier Tequila-Shots abgerechnet, ich hab echt keinen Bock mehr“.
Lucas Kutman, bald im Dispo
Aber dazu später mehr.
Anreise
Um nach Lappeenranta zu reisen, eignet sich das Flugzeug am besten. Lappeenranta hat zwar einen eigenen Flughafen, der ist aber ziemlich für die Tonne (die einzige Verbindung ist Bergamo) und somit mussten wir zwangsweise erst nach Helsinki fliegen.
Von dort haben wir dann den Regionalzug nach Lappeenranta genommen und nach ungefähr 2,5h Fahrzeit hatten wir unser Ziel erreicht.
In Lappeenranta angekommen, haben wir feststellen müssen, dass es lediglich Busse als öffentliches Verkehrsmittel gibt (und die Stadt, wie zu erwarten, wirklich nicht riesig ist), das Netz ist jedoch akzeptabel ausgebaut und Busse fahren unter der Woche im 30-Minuten-Takt zwischen Campus und Innenstadt.
Die Stadt
Lappeenranta liegt am See Saimaa, Finnlands größtem See. Die Stadt ist sehr überschaubar und besitzt einen netten Hafen, der sich toll für einen Spaziergang eignet. Ungefähr 72000 Menschen leben hier.
Die Hauptsehenswürdigkeit von Lappeenranta sind verschiedene Sandskulpturen und -burgen in der Nähe des Hafens. Der Eintritt hierzu ist frei.
Es gibt verschiedene Sportclubs (u.a. Fußball, Rugby) – welche bereits an Tag 2 versucht haben uns anzuwerben (erfolglos) – sowie alle weiteren Annehmlichkeiten, die eine Kleinstadt braucht .
Die Preise waren wie zu erwarten ziemlich teuer. Vor dem Besuch im Supermarkt oder im Dönerladen empfiehlt sich also ein Check beim Kardiologen, um einen Herzinfarkt vor dem Einkaufsregal oder Drehspiess zu vermeiden (Döner 9,50€). Wenn man versucht günstig einzukaufen und viel selbst kocht, kommt der Studentengeldbeutel dennoch einigermaßen gut davon.
„War ne‘ solide 7.5/10“
Emanuel Höfling, nimmt das finanzielle Risiko auf sich und testet den 9,50€ Döner
Als wir ankamen, gab es am Hafen ein großes Fest und es waren wirklich viele Zuschauer vor Ort.
„So viel wie heute ist in der Stadt das ganze Jahr nicht los“ meinte ein Einwohner zu uns. Und er hatte recht, sonst war auch nicht allzu viel los.
Normalerweise sollen in der Stadt auch etliche russische Touristen sein, welche aufgrund des Krieges jedoch ausbleiben. Man merkt, die Stadt lebt von den Studenten: Diese machen ca. 10 % der Bevölkerung aus, was sich auch auf den Straßen widerspiegelt.
Für mehr Infos zur Stadt:
Die Unterkunft
„Geil, hier steht unser Wohnheim hat sogar ne Sauna.“
Lucas Kutman, einen Monat vor Anreise
Das Wohnheim hatte keine Sauna.
Und auch kaum Einrichtung. Die Stimmung war also dementsprechend im Keller.
„Wir hätten das AirBnB nehmen sollen“
Leon Westermeir, zurecht etwas sauer
Einer der ersten Wege ging also in den Prisma (Einkaufszentrum) um sich eine Matratze zu kaufen. Jedoch waren wir nicht die einzigen Austauschstudierenden mit diesem Vorhaben, weshalb man sich mit weiteren Erasmus Studenten um die letzten 7cm-dicken Matratzen und Topper prügeln musste.
Internet gab es auch noch keines, jedoch einen LAN-Anschluss und wir konnten unsere Laptops als WLAN-Router zweckentfremden.
Nach zwei Tagen hatten wir dann alles Lebensnotwendige (Geschirr, halbwegs komfortables Bett, eine Packung 26×0,33l Bierdosen) beisammen und die Wohnung war nicht mehr ganz so kahl. Nachdem ich mich dann auch noch einen Tag lang aus der Wohnung gesperrt hatte, waren die Weichen für ein erfolgreiches Projekt gestellt und die erste Projektwoche konnte losgehen.
Immerhin war unser Wohnheim in der Nähe eines Waldes gelegen und wir hatten eine ganz nette Aussicht aus den Zimmern.
Die Universität
Die Universität liegt gleich in der Nähe des Wohnheims (drei Stationen mit dem Bus) und direkt neben dem See. Der Komplex ist ziemlich groß, da dieser aus zwei Universitäten besteht, der LAB University of Applied Sciences und der LUT University.
Als wir am 28.08.2023 das erste Mal zur LAB gefahren sind, um unseren Projektleiter zu treffen, starteten ebenfalls die Erstsemester der beiden Universitäten und auf dem Campus war viel geboten, u.a. Bungee-Jumping und verschiedene Events.
Bereits am ersten Tag in der Stadt haben wir uns gewundert, warum so viele junge Leute komische bunte Anzüge mit Aufnähern tragen. Nachdem wir etwas tiefer recherchiert haben, fanden wir heraus, dass es hier unter den Studierenden sogenannte „Gilden“ gibt.
Welcher Gilde man zugehört hängt vom Studiengang ab. Besucht man dann bestimmte Partys oder Events, erhält man Aufnäher, die man sich dann an die Anzüge nähen kann. Da wir nur vier Wochen hier sind, erhalten wir leider keinen Anzug. Wir versuchen aber trotzdem so viele Aufnäher wie möglich zu sammeln ;).
Wir bekamen einen kurzen Campus-Rundgang, der in der Mensa endete. Hier kann man echt nicht meckern – 5,50€ für ein All-You-Can-Eat Buffet ließen wir uns nicht zweimal sagen.
Ein weiterer Pluspunkt: Es gibt in der Universität ein voll ausgestattetes Fitnessstudio, welches wir fast die komplette Zeit, in der wir hier sind, kostenlos benutzen dürfen.
Unser Projekt
Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen und wir haben noch nicht allzu viele Informationen von unserem Projektleiter erhalten. Prinzipiell geht es darum, einem lokalen Unternehmen dabei zu helfen, eines ihrer Produkte, in diesem Fall ein Widget für Internetseiten, neu zu programmieren und mit verschiedenen weiteren Features, wie beispielsweise Künstliche Intelligenz, auszustatten und auf neuen Plattformen zu implementieren.
Hierzu weitere Informationen in Zukunft.
Partys und Nachtleben
Eins muss man den Studenten hier lassen – hier wird wirklich von Montag bis Freitag ein Programm auf die Beine gestellt. Jede Woche.
Ob Beachpartys oder Olympiaden – fast jeden Tag von Montag bis Freitag ist hier etwas geboten, immer mit abschließender Afterparty in einem der Clubs. Es gibt also mehr als genug möglichkeiten sich mit Studenten zu vernetzen und sich ein (oder zehn) Bier einzuverleiben.
Natürlich haben die Clubs der Innenstadt auch am Wochenende geöffnet. Die Getränke sind leider relativ teuer, für einen Shot zahlt man gerne mal 6 €+ (auf Studentenpartys), ein Longdrink kostet um die 11 Euro (und enthält leider gefühlt kaum Alkohol).
Pro: Es fahren alle 30 Minuten kostenlose Shuttlebusse vom Club in Richtung Campus, damit nach den Studentenpartys alle entspannt nach Hause kommen.
Kontra: Leider wird unserer Auffassung nach in den Clubs sehr oft finnische Musik gespielt, mit welchen man ohne die Sprache zu kennen leider relativ wenig anfangen kann. Dementsprechend: Killt etwas den Vibe.
Vorhaben
Wie sehen unsere nächsten Wochen aus?
Wir haben uns nach reichlicher Überlegung gestern im Supermarkt eine Angel gekauft. Im Laufe der Tage werden wir uns also Richtung See begeben und hoffentlich das erste Mittagessen fangen.
Ebenfalls planen wir einen Ausflug nach Helsinki sowie in den Nationalpark Koli. Diese werden voraussichtlich in den kommenden Wochenenden stattfinden.
Vielen Dank für’s Lesen bis hier und ich hoffe, es hat Euch gefallen. Der nächste Eintrag kommt im Laufe der nächsten Woche.
nähdään silloin (Bis dann!)